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Es werden Posts vom Mai, 2025 angezeigt.

25.5.2025: Der kleine Maulwurf und das Licht in der Erde

Tief unter der Erde, wo es dunkel, kühl und still ist, lebte ein kleiner Maulwurf namens Moritz. Moritz mochte sein Zuhause. Die Tunnel waren weich, der Boden roch nach Wurzeln, und die Stille fühlte sich an wie eine Decke aus Erde. Doch manchmal fragte sich Moritz: „Wie sieht eigentlich das Licht aus?“ Er hatte noch nie die Sonne gesehen. Nur gehört, wie die Vögel über sie sangen und die Bienen von ihrem Glanz summten. „Manchmal“, sagte Moritz zu sich selbst, „möchte ich wissen, wie hell die Welt dort oben wirklich ist.“ Also beschloss er, eines Abends, als die Erde besonders weich war, einen neuen Tunnel zu graben. Langsam, behutsam und mit klopfendem Herzen schob er sich Stück für Stück nach oben. Er grub und grub, bis er schließlich mit der Nase frische Abendluft roch. Vorsichtig schob er den Kopf durch das letzte bisschen Erde – und blinzelte. Vor ihm lag die Welt: Eine Wiese, goldene Sonnenstrahlen, ein Himmel, der langsam in Abendfarben getaucht wurde. Moritz war sprachlos. Da s...

18.5.2025: Die kleine Schildkröte und der Gedanke an morgen

In einem ruhigen Garten, zwischen Lavendelbüschen und alten Steinen, lebte eine kleine Schildkröte namens Selma. Selma liebte die Stille des Abends. Wenn die Sonne hinter den Bäumen verschwand und die Vögel leise wurden, kroch sie langsam zu ihrem Lieblingsplatz – einem flachen Stein, der noch warm von der Sonne war. Dort saß sie, schloss die Augen und dachte nach. Doch an diesem Abend war etwas anders. „Was ist, wenn morgen nicht alles gut wird?“ fragte sich Selma leise. „Was, wenn ich mich verlaufe? Oder zu langsam bin? Oder niemand mit mir spielen will?“ Die Gedanken kamen einer nach dem anderen, und je mehr sie darüber nachdachte, desto unruhiger wurde sie. Da hörte sie ein leises Rascheln. Ein alter Käfer krabbelte neben sie und setzte sich ebenfalls auf den Stein. „Warum runzelst du so die Stirn, Selma?“ fragte er freundlich. „Ich mache mir Sorgen über morgen“, antwortete Selma ehrlich. „Ich weiß nicht, was passieren wird.“ Der Käfer nickte langsam. „Weißt du, ich bin schon viele...

11.5.2025: Der kleine Wolf, der leise werden wollte

Hoch oben in den Bergen, wo der Wind die Bäume zum Singen brachte und der Mond jede Nacht auf die Hügel schien, lebte ein kleiner Wolf namens Lio. Lio war jung und voller Energie. Er liebte es, durch das hohe Gras zu rennen, laut zu heulen und mit seinen Geschwistern zu spielen. Doch eines Tages spürte Lio etwas Neues: Er war müde. Nicht die Art von Müdigkeit, die man nach dem Rennen fühlt, sondern eine stille Müdigkeit, die aus dem Inneren kam. „Ich glaube, ich will heute einmal leise sein“, flüsterte Lio. Seine Brüder und Schwestern schauten ihn erstaunt an. „Leise? Aber es ist doch Vollmond! Das ist die beste Zeit zum Jaulen und Toben!“ Lio lächelte. „Vielleicht. Aber heute will ich einfach nur schauen. Und hören. Und spüren.“ So zog er sich zurück auf einen kleinen Felsen, hoch über dem Tal. Der Wind war kühl, das Gras raschelte sanft, und der Himmel war voll von leuchtenden Sternen. Lio legte sich hin, schloss die Augen und horchte. Er hörte das Flattern einer Eule. Das Knacken ei...

4.5.2025: Die kleine Eule und der Gedanke, der nicht schlafen wollte

An einer alten Buche, hoch oben über dem nächtlichen Wald, lebte eine kleine Eule namens Elli. Elli war noch jung und lernte gerade, wie man nachts fliegt, leise landet und gut zuhört. Doch es gab etwas, das sie viel schwieriger fand: das Einschlafen. Immer wenn sie sich in ihr weiches Nest kuschelte, kam ein Gedanke, der sie wachhielt. Heute war es ein ganz bestimmter Gedanke: „Was, wenn ich morgen beim Fliegen etwas falsch mache?“ Elli drehte sich nach links, dann nach rechts. Sie schloss die Augen, öffnete sie wieder, zählte Sterne, hörte dem Wind zu – aber der Gedanke blieb. „Was machst du denn noch wach?“ fragte der alte Kauz Konrad, der ein paar Äste weiter wohnte. Elli zögerte. „Ich kann nicht schlafen. Ich denke nach.“ „Worüber denn?“ „Ich fürchte, ich werde morgen etwas falsch machen. Vielleicht fliege ich zu schnell. Oder zu langsam. Oder ich fliege gegen einen Ast.“ Konrad nickte langsam. „Verstehe. Weißt du, ich hatte früher auch solche Gedanken. Ich nannte sie meine ‚Mitte...