11.5.2025: Der kleine Wolf, der leise werden wollte
Hoch oben in den Bergen, wo der Wind die Bäume zum Singen brachte und der Mond jede Nacht auf die Hügel schien, lebte ein kleiner Wolf namens Lio. Lio war jung und voller Energie. Er liebte es, durch das hohe Gras zu rennen, laut zu heulen und mit seinen Geschwistern zu spielen.
Doch eines Tages spürte Lio etwas Neues: Er war müde. Nicht die Art von Müdigkeit, die man nach dem Rennen fühlt, sondern eine stille Müdigkeit, die aus dem Inneren kam.
„Ich glaube, ich will heute einmal leise sein“, flüsterte Lio. Seine Brüder und Schwestern schauten ihn erstaunt an.
„Leise? Aber es ist doch Vollmond! Das ist die beste Zeit zum Jaulen und Toben!“
Lio lächelte. „Vielleicht. Aber heute will ich einfach nur schauen. Und hören. Und spüren.“
So zog er sich zurück auf einen kleinen Felsen, hoch über dem Tal. Der Wind war kühl, das Gras raschelte sanft, und der Himmel war voll von leuchtenden Sternen. Lio legte sich hin, schloss die Augen und horchte.
Er hörte das Flattern einer Eule.
Das Knacken eines Zweigs.
Das ferne Plätschern eines Baches.
Und dann – ganz leise – hörte er sich selbst.
Nicht das Heulen, das Rennen, das Springen. Sondern das ruhige Pochen seines Herzens.
Es war, als würde der ganze Wald mit ihm atmen.
„So fühlt sich Frieden an“, dachte Lio.
In dieser Nacht schlief er ein, ohne ein einziges Wort zu sagen. Und er träumte davon, wie schön die Welt klingt, wenn man ihr wirklich zuhört.
Gute Nacht und träume süß.
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