18.5.2025: Die kleine Schildkröte und der Gedanke an morgen

In einem ruhigen Garten, zwischen Lavendelbüschen und alten Steinen, lebte eine kleine Schildkröte namens Selma. Selma liebte die Stille des Abends. Wenn die Sonne hinter den Bäumen verschwand und die Vögel leise wurden, kroch sie langsam zu ihrem Lieblingsplatz – einem flachen Stein, der noch warm von der Sonne war.

Dort saß sie, schloss die Augen und dachte nach. Doch an diesem Abend war etwas anders.

„Was ist, wenn morgen nicht alles gut wird?“ fragte sich Selma leise. „Was, wenn ich mich verlaufe? Oder zu langsam bin? Oder niemand mit mir spielen will?“

Die Gedanken kamen einer nach dem anderen, und je mehr sie darüber nachdachte, desto unruhiger wurde sie.

Da hörte sie ein leises Rascheln. Ein alter Käfer krabbelte neben sie und setzte sich ebenfalls auf den Stein.

„Warum runzelst du so die Stirn, Selma?“ fragte er freundlich.

„Ich mache mir Sorgen über morgen“, antwortete Selma ehrlich. „Ich weiß nicht, was passieren wird.“

Der Käfer nickte langsam. „Weißt du, ich bin schon viele Male schlafen gegangen, ohne zu wissen, was der nächste Tag bringt. Aber eines habe ich gelernt: Morgen kümmert sich gut um sich selbst – wenn du ihm nicht heute schon alle Sorgen bringst.“

Selma schaute ihn an. „Und was mache ich mit meinen Gedanken?“

„Du darfst sie sanft zur Seite legen. Wie kleine Kiesel, die du nicht mit ins Nest nehmen musst. Sag ihnen: ‚Ich sehe euch, aber jetzt ist Schlafenszeit. Morgen rede ich wieder mit euch.‘“

Selma dachte darüber nach. Dann schloss sie die Augen, atmete tief ein und stellte sich vor, wie sie ihre Sorgen wie kleine Kieselsteine am Rand des Steins ablegte.

„Bis morgen“, flüsterte sie.

Und der Stein wurde weicher, die Dunkelheit heller, und Selma schlief ein. Ganz ruhig. Ganz getragen.

Gute Nacht und träume süß.

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