7.9.2025: Die Ameise und der Schneeflockentanz

Tief im Waldboden lebte eine kleine Ameise namens Alma. Sie war fleißig, ordentlich und voller Tatendrang. Tag für Tag trug sie Krümel in den Bau, putzte die Tunnel und half den anderen Ameisen beim Bauen, Tragen, Sortieren.

„Keine Zeit für Träumereien“, sagten die großen Ameisen. „Arbeiten ist wichtiger als alles andere.“

Alma nickte stets brav – aber manchmal, wenn niemand hinsah, blieb sie stehen. Dann lauschte sie dem Wind, betrachtete die Schatten der Blätter und fragte sich, was wohl außerhalb des Ameisenhügels geschah.

Eines Tages wurde es still im Wald. Die Luft roch anders, kälter. Der Himmel war grau, und Alma spürte, dass etwas im Anmarsch war. Da fiel die erste Schneeflocke.

Sie landete direkt auf Almas Fühlern – so sanft, dass es kitzelte. Alma blickte nach oben und sah, wie der Himmel plötzlich lebendig wurde: Hunderte, Tausende von Schneeflocken tanzten durch die Luft, jede anders, jede für sich wunderschön.

„Ich muss zurück“, sagte Alma, doch ihre Füße wollten nicht. Sie stand einfach da – ganz still – und schaute.

Ein Schmetterling, der vom Sommer geblieben war, setzte sich neben sie.
„Du bleibst lange hier für eine Ameise“, sagte er.

„Ich habe so etwas noch nie gesehen“, flüsterte Alma.

Der Schmetterling nickte. „Manchmal reicht ein Augenblick Staunen, um den ganzen Tag zu verstehen.“

Alma wusste, dass sie zurück zum Bau musste. Dass es viel zu tun gab. Aber in dieser Nacht grub sie sich nicht sofort ein. Sie baute sich ein kleines Nest aus Moos, ganz oben, wo sie die Schneeflocken sehen konnte.

Und während der Schnee leise fiel, schloss Alma die Augen – nicht erschöpft, sondern erfüllt.

Gute Nacht.

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