24.8.2025: Der kleine Regenwurm und der Regenbogen

Im weichen Waldboden lebte ein kleiner Regenwurm namens Rudi. Rudi war zufrieden in der Erde. Er grub seine Gänge, belüftete den Boden und freute sich über jeden Regentropfen, der durch das Laub fiel.

Doch manchmal hörte er die anderen Tiere reden. Vom Himmel. Vom Licht. Vom Regenbogen.

„Was ist ein Regenbogen?“ fragte Rudi eines Tages den Marienkäfer.

„Etwas Wunderschönes“, antwortete der. „Er kommt nach dem Regen, wenn die Sonne wieder scheint. Ganz oben am Himmel.“

Rudi seufzte. „Dann werde ich ihn wohl nie sehen. Ich lebe unter der Erde.“

Am nächsten Morgen, nach einem langen Sommerregen, spürte Rudi, dass die Erde besonders weich war. Neugierig kroch er bis ganz nach oben, da, wo das Moos den Waldboden bedeckte.

Und da war es.

Ein leuchtender Bogen spannte sich über die Bäume. Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Violett – Farben, wie Rudi sie noch nie gesehen hatte. Er blinzelte, so hell war das Licht, aber sein Herz machte einen kleinen Hüpfer.

„So sieht also ein Regenbogen aus“, flüsterte er. „Ich hab ihn gefunden.“

Gerade wollte er zurück in den Boden kriechen, da landete ein Schmetterling neben ihm. „Man muss nicht fliegen können, um Wunder zu sehen“, sagte der. „Manchmal reicht Mut. Und Neugier.“

Rudi lächelte. Er wusste, dass er jetzt wieder für viele Tage unter der Erde leben würde – aber das machte ihm nichts mehr aus.

Denn wer einmal einen Regenbogen gesehen hat, trägt ihn für immer im Herzen.

Gute Nacht, kleiner Entdecker.

Botschaft der Fabel:
Man muss nicht alles können, um etwas Großes zu erleben. Wer mutig und neugierig ist, kann selbst als kleiner Regenwurm den Himmel sehen.

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