27.7.2025: Der Igel, der den Mond vermisste
Es war einmal ein kleiner Igel namens Emil. Er lebte am Waldrand unter einer alten Wurzel und liebte die Nacht. Jeden Abend kroch er aus seinem Nest, setzte sich auf seinen Lieblingsstein und blickte in den Himmel.
Am liebsten betrachtete er den Mond. Wenn der Mond groß und rund am Himmel stand, fühlte sich Emil geborgen. „Der Mond wacht über mich“, dachte er oft, bevor er leise durch das Laub schnüffelte.
Doch eines Abends war der Himmel schwarz. Keine Sterne, kein Licht, kein Mond.
„Wo bist du?“ flüsterte Emil und lugte zwischen den Zweigen hindurch. Er lief zur Lichtung, dann zum Hügel hinter dem Bach. Kein Mond. Nur dunkler Himmel.
„Vielleicht hat der Mond mich vergessen“, murmelte Emil traurig.
Er legte sich hin, konnte aber nicht schlafen. Alles war anders ohne das sanfte Licht am Himmel. Selbst das Rascheln der Bäume klang fremd.
Am nächsten Tag fragte er den Dachs.
„Der Mond ist bestimmt nur hinter einer dicken Wolke“, sagte der Dachs und gähnte. „Mach dir keine Sorgen.“
Emil nickte, aber in seinem Herzen blieb ein kleiner Zweifel.
Am Abend ging Emil trotzdem wieder hinaus. Er setzte sich auf seinen Stein, so wie immer, und wartete.
Da hörte er ein Flüstern. Leise, wie der Wind durch das Gras.
„Ich bin da“, sagte eine sanfte Stimme. Emil blinzelte.
Und wirklich – zwischen den Wolken schob sich ein silberner Bogen. Nur ein kleiner Ausschnitt des Mondes, aber er war da. Nicht ganz, nicht hell, aber genug.
„Du warst also doch da“, flüsterte Emil.
„Ich gehe nie wirklich weg“, antwortete der Mond. „Manchmal kannst du mich nur nicht sehen. Aber ich sehe dich immer.“
Emil lächelte. Dann rollte er sich ein, auf seinem Stein, und schlief ein – ruhig, zufrieden und ganz sicher, dass der Mond ihn nicht vergessen hatte.
Gute Nacht.
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