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Es werden Posts vom Juli, 2025 angezeigt.

27.7.2025: Der Igel, der den Mond vermisste

Es war einmal ein kleiner Igel namens Emil. Er lebte am Waldrand unter einer alten Wurzel und liebte die Nacht. Jeden Abend kroch er aus seinem Nest, setzte sich auf seinen Lieblingsstein und blickte in den Himmel. Am liebsten betrachtete er den Mond. Wenn der Mond groß und rund am Himmel stand, fühlte sich Emil geborgen. „Der Mond wacht über mich“, dachte er oft, bevor er leise durch das Laub schnüffelte. Doch eines Abends war der Himmel schwarz. Keine Sterne, kein Licht, kein Mond. „Wo bist du?“ flüsterte Emil und lugte zwischen den Zweigen hindurch. Er lief zur Lichtung, dann zum Hügel hinter dem Bach. Kein Mond. Nur dunkler Himmel. „Vielleicht hat der Mond mich vergessen“, murmelte Emil traurig. Er legte sich hin, konnte aber nicht schlafen. Alles war anders ohne das sanfte Licht am Himmel. Selbst das Rascheln der Bäume klang fremd. Am nächsten Tag fragte er den Dachs. „Der Mond ist bestimmt nur hinter einer dicken Wolke“, sagte der Dachs und gähnte. „Mach dir keine Sorgen.“ Emil n...

20.7.2025: Die Schnecke und der Wind

Im Herzen einer duftenden Sommerwiese lebte eine kleine Schnecke namens Lilli. Lilli war langsam – wie Schnecken nun einmal sind – und sie mochte das auch so. Sie liebte es, den Tau auf den Blättern zu zählen, sich im Schatten der Blumen auszuruhen und den Geschichten der Käfer zu lauschen, wenn sie abends heimkehrten. Doch eines Tages kam der Wind. Er rauschte durch das hohe Gras, ließ Blüten tanzen und rief laut: „Los, kommt! Bewegt euch! Seid schnell! Die Welt wartet nicht!“ Die Grashüpfer sprangen aufgeregt umher. Die Schmetterlinge flatterten höher als sonst. Selbst die Ameisen liefen doppelt so schnell. Nur Lilli blieb still. „Warum rührst du dich nicht?“ fragte der Wind. „Willst du nicht auch fliegen, rennen, springen?“ Lilli schüttelte den Kopf. „Ich mag es, langsam zu sein. So sehe ich mehr. So verstehe ich besser.“ Der Wind wurde leiser. „Aber verpasst du so nicht das Leben?“ „Nein“, sagte Lilli sanft. „Ich begegne ihm nur anders. In Ruhe.“ Der Wind schwieg einen Moment. Dann...

13.7.2025: Der kleine Frosch, der nicht springen wollte

Am Rand eines ruhigen Teichs lebte ein kleiner Frosch namens Fredi. Fredi war kein gewöhnlicher Frosch. Während seine Brüder und Schwestern fröhlich von Seerosenblatt zu Seerosenblatt sprangen, saß Fredi oft nur da, sah den Libellen beim Tanzen zu und dachte über die Welt nach. „Spring doch mit uns!“ riefen die anderen Frösche. „So lernt man springen, so wird man groß!“ Aber Fredi schüttelte den Kopf. „Ich will erst wissen, wohin ich springe. Und warum.“ Die anderen kicherten. „Du denkst zu viel“, sagten sie und platschten davon. Fredi blieb allein. Nicht weil er musste, sondern weil er wollte. Er mochte es, dem Wind im Schilf zu lauschen. Er mochte das leise Gluckern des Wassers. Und er fragte sich: Muss man immer springen, nur weil man es kann? Eines Abends kam ein alter Reiher an den Teich. Er stellte sich ins Wasser, bewegungslos wie ein Stein, und starrte lange ins Nichts. „Warum stehst du so still?“ fragte Fredi. Der Reiher lächelte. „Weil ich nur dann sehe, was ich wirklich such...

6.7.2025: Der kleine Bär und die verlorene Farbe

Im hohen Norden, wo Schnee und Stille den Tag begleiten, lebte ein kleiner Bär namens Ben. Ben war neugierig und träumerisch, und obwohl der Winter lang war, liebte er den glitzernden Schnee und die klare Luft. Doch eines Morgens, als er aufwachte und seine Tatzen durch den Schnee zog, wirkte alles um ihn herum grau. Der Himmel war bleich, der Wald still, und selbst der Schnee schien nicht mehr zu funkeln. „Wo sind die Farben geblieben?“ fragte Ben leise. Er trottete durch den Wald und suchte. Er fragte die Schneeeule, doch die sagte nur: „Ich sehe nur Weiß, wie jeden Tag.“ Er fragte das Rotkehlchen, doch auch das antwortete: „Ich bleibe nur kurz, dann fliege ich weiter.“ Sogar der alte Fuchs, der sonst alles wusste, zuckte nur mit den Schultern. „Vielleicht habe ich sie verloren“, murmelte Ben. „Vielleicht ist es meine Schuld.“ Er setzte sich auf einen verschneiten Hügel und blickte in den blassen Himmel. Da hörte er ein Rascheln neben sich. Ein kleiner Hase war gekommen, mit Schnee i...