8.6.2025: Der kleine Rabe und das Geheimnis der Wolken

Weit oben in einem alten Baum lebte ein kleiner Rabe namens Rumo. Rumo war neugierig, klug und liebte die Geschichten, die der Wind mit sich brachte. Doch es gab eine Sache, die ihm Sorgen machte: Wolken.

Wenn sich der Himmel zuzog und die Sonne verschwand, wurde Rumo unruhig.

„Wo geht das Licht hin?“ fragte er seine Mutter. „Und was, wenn es nicht zurückkommt?“

Seine Mutter lächelte. „Das Licht ist nicht fort, Rumo. Es wartet nur hinter den Wolken. Manchmal braucht auch der Himmel eine Pause.“

Doch Rumo konnte das nicht glauben.

In der nächsten Nacht, als dunkle Wolken über den Wald zogen, flatterte Rumo aus seinem Nest und flog los. Er wollte das Licht suchen – oder zumindest verstehen, wohin es ging.

Er flog höher als je zuvor, durch Wind und Nebel, bis er eine große Eule traf, die ruhig auf einem Ast saß.

„Warum bist du unterwegs, kleiner Rabe?“ fragte sie mit tiefer Stimme.

„Ich suche das Licht“, sagte Rumo. „Ich will wissen, ob es wiederkommt.“

Die Eule blickte in den Himmel. „Siehst du die Wolken?“

„Ja“, sagte Rumo. „Sie sind schwer und grau.“

„Und doch tragen sie das Wasser, das die Welt braucht“, sagte die Eule. „Ohne sie gäbe es keine Seen, keine Bäche, keine blühenden Wiesen. Manchmal versteckt sich das Licht, damit etwas anderes wachsen kann.“

Rumo schwieg lange. Dann nickte er langsam.

Als er zurück in sein Nest flog, war der Himmel noch immer wolkenverhangen. Doch nun sah Rumo etwas anderes: Er hörte den Regen leise auf die Blätter fallen. Er spürte, wie der Wind weicher wurde. Und er wusste, dass das Licht nicht verschwunden war – es wartete.

Und als er sich in sein Nest kuschelte, begann es in der Ferne zu dämmern.

Gute Nacht und träume süß.

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