29.6.2025: Die kleine Maus und der größte Ton

In einem alten, moosbedeckten Baumstumpf lebte eine kleine Maus namens Mia. Mia war leise, vorsichtig und sehr höflich. Sie hörte lieber zu, als selbst zu sprechen, und wenn sie sprach, dann ganz still und freundlich.

Die anderen Tiere im Wald waren lauter. Der Frosch quakte den ganzen Tag. Der Specht klopfte so laut, dass es durch den ganzen Wald hallte. Und wenn der Esel lachte, bebte sogar der Boden.

Mia hörte ihnen zu und dachte oft: „Ich bin so klein. Meine Stimme ist kaum zu hören. Ich bin bestimmt nicht wichtig.“

Eines Abends kündigte die Eule ein großes Konzert an. „Jeder im Wald darf einen Ton machen. Einen einzigen. Zusammen wollen wir hören, wie unser Wald klingt.“

Alle Tiere waren aufgeregt. Der Frosch übte sein Quaken, der Dachs stampfte mit den Pfoten, die Vögel zwitscherten in den höchsten Tönen.

Nur Mia saß still in ihrer Höhle. „Ein Ton von mir wird niemand hören“, dachte sie.

Am nächsten Abend versammelten sich alle Tiere auf der großen Lichtung. Die Eule hob ihren Flügel. „Ein Ton von jedem, aber nur einer. Dann lauschen wir dem Lied unseres Waldes.“

Und so begann das Konzert.

Der Specht klopfte.
Der Frosch quakte.
Der Dachs brummte.
Der Uhu rief.

Und zuletzt kam Mia. Ganz leise piepste sie. Nur ein feiner, klarer Ton. Fast wie ein Windhauch.

Da wurde es still.

Und dann sagte die Eule: „Dieser Ton – dieser kleine, ehrliche Ton – war wie ein Stern in der Nacht. Man musste genau hinhören. Aber wer es tat, wurde belohnt.“

Mia wurde ganz warm ums Herz. Zum ersten Mal verstand sie: Auch etwas Kleines kann wichtig sein. Man muss nicht laut sein, um gehört zu werden. Man muss nur echt sein.

In dieser Nacht schlief Mia tief und friedlich. Nicht, weil sie etwas Großes getan hatte, sondern weil sie erkannt hatte, dass sie genau richtig war, so wie sie war.

Gute Nacht und träume süß.

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