1.6.2025: Der kleine Hase und das Geräusch der Stille
Am Rand einer großen Wiese, zwischen hohen Gräsern und weichem Moos, lebte ein kleiner Hase namens Henri. Henri war ein fröhlicher Hase, der gerne sprang, lachte und mit den anderen Jungtieren Fangen spielte. Doch wenn der Abend kam und die Welt still wurde, wurde Henri oft unruhig.
„Warum ist es plötzlich so leise?“, fragte er eines Abends seine Mutter, während sie gemeinsam in den Bau krochen.
„Weil die Nacht beginnt, mein Schatz“, sagte sie sanft. „Und die Nacht bringt Ruhe für alle.“
Doch Henri konnte die Stille nicht gut leiden. Sie war ihm zu groß, zu leer. Ohne das Lachen, die Stimmen, das Trampeln und Rascheln fühlte er sich klein.
In dieser Nacht lag Henri lange wach. Die anderen Hasen schliefen schon, aber Henri horchte in die Dunkelheit. Da war nichts. Kein Geräusch. Nur das leise Klopfen seines Herzens.
Nach einer Weile stand er auf, kletterte vorsichtig aus dem Bau und setzte sich auf einen kleinen Hügel. Der Mond hing groß am Himmel, und die Wiese lag silbern im Licht.
Da hörte Henri etwas. Nicht laut, nicht deutlich – aber da war ein leises Rascheln, ein fernes Zwitschern, das Knacken eines Astes. Und plötzlich verstand er: Die Stille war gar nicht leer. Sie war voll von kleinen Geräuschen, die man nur hören konnte, wenn man selbst ganz ruhig wurde.
Henri schloss die Augen. Er hörte den Wind, der durch das Gras strich. Er hörte eine Eule in der Ferne. Und er hörte seinen eigenen Atem, gleichmäßig und weich.
„Vielleicht ist die Stille gar nicht so schlimm“, dachte Henri. „Vielleicht ist sie wie eine Decke, unter der man sich ausruhen kann.“
Und so kehrte er zurück in den Bau, kuschelte sich an seine Mutter und schlief ein – begleitet vom Geräusch der Stille, das ihn nicht mehr ängstigte, sondern tröstete.
Gute Nacht und träume süß.
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